Holtheim – nie gehört!?
Die Gemeinde Holtheim liegt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Paderborn und gehört seit 1975 zur damals im Zuge der Verwaltungsreform neugegründeten Stadt Lichtenau.
Das Dorf hat zur Zeit etwa 250 Haushaltungen mit 902 Einwohnern, von denen etwa 90 % der katholischen Religion angehören. Kirchlich ist die Gemeinde als Pfarrvikarie mit eigener Vermögensverwaltung der Pfarrei St. Cyriakus in Kleinenberg zugeordnet.
Die Flächenausdehnung der ehemals selbständigen Gemeinde Holtheim betrug 16 Quadratkilometer bei einer durchschnittlichen Höhenlage von 336 Metern über N.N.
Neben einer Vielzahl meist kleinerer Gewerbebetriebe im Ort spielt die einst dominierende Land- und Forstwirtschaft wie fast überall keine so große wirtschaftliche Rolle mehr. Der Strukturwandel im ländlichen Raum hat sich auch hier bemerkbar gemacht. Bis auf zwei werden alle Höfe heute im Nebenerwerb geführt.
Trotzdem (oder zum Glück) hat sich der Ort sein ländliches Erscheinungsbild bis heute bewahren können. Großflächige Neubaugebiete oder Industrieansiedlungen wurden vermieden, die reizvolle Lage inmitten des Naturparks „Eggegebirge und südlicher Teutoburger Wald“ macht das Dorf und seine Umgebung für Erholungssuchende und Urlauber attraktiv. Als Kehrseite der Medaille macht sich die fehlende Gewerbeinfrastruktur bemerkbar. Die meisten Arbeitnehmer müssen in die benachbarten Städte auspendeln, durch die Landschafts- und Naturschutzgebiete in Ortsnähe entsteht manche Einschränkung für die Landwirtschaft bzw. die Entwicklung der Gemeinde.
Die Bevölkerung ist sehr aktiv und engagiert sich in 9 Vereinen für das Gemeinwohl. Eine Tendenz zum „Schlafdorf“ ist somit nicht festzustellen. Über alles weitere Wissenswerte aus Historie und Gegenwart informieren Sie die folgenden Seiten. Wir wünschen ihnen viel Spaß und gute Unterhaltung!
Aus der Geschichte der Gemeinde Holtheim
An dieser Stelle soll ein kurzer Streifzug durch die bewegte Geschichte Holtheims gemacht werden. Das Haufendorf Holtheim liegt im alten Hochstift Paderborn. Geologisch gesehen liegt das Dorf auf der Grenze zwischen Paderborner Hochfläche und Eggegebirge. Im Süden grenzt das Dorf an die Ausläufer dieses Gebirges, die sich von dort weiter bis an die Diemel ausdehnen. Die Gemeinde gehört zum sogenannten Soratgau (Sore = althochdeutsch für Sauer). Schon der Name „Holtheim“ deutet sinnfällig darauf hin, daß der Ort im „Holte“ (Plattdeutsche Bezeichnung für „Wald“) liegt. Auf eine relativ frühe Besiedelung weist das Vorhandensein mehrerer bronzezeitlicher Hügelgräber in der Umgebung des Dorfes (z. B. in der Taubenheide) hin. Wie die anderen auf -heim endenden Dörfer und Wüstungen des Soratgaues (Odenheim, Masenheim, Sudheim, Grundsteinheim und Bülheim) entstand Holtheim wohl in der fränkischen Ausbauphase Kaiser Karls des Großen um das Jahr 800. Urkundliche Belege hierüber fehlen aber leider bislang. Der ursprüngliche Dorfkern zeichnet sich durch eine geschützte Ursprungsmuldenlage aus. Mehrere Quellen entspringen hier, vereinigen sich am Niedernbrunnen zum Holtheimer Wasser und münden kurz hinter der Amerunger Kapelle in die Altenau.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Holtheim findet sich im Jahre 1015. Zusammen mit Sudheim und Bülheim wird der Ort 1024 wiederum erwähnt. In diesem Jahr beerbten zwei Kanoniker, die Brüder waren, je einen Hof in Aslan (heute Asseln) und Holtheim. Einer der beiden, Volcmar, schenkte seinen Hof in Holtheim 1036 dem Dom zu Paderborn (Vita Meinwercii, Cap. XXXVI). Als Vorwerk von Sudheim war Holtheim politisch diesem Ort zugeordnet. Kirchlich gehörte die Gemeinde zur St. Kilians-Pfarrei in Kerkthorp (später in Lichtenau). Diese Pfarrzugehörigkeit endete erst im Jahre 2000 mit der Umpfarrung nach Kleinenberg.
Im Jahre 1236 nahmen die Ritter von Spiegel Besitz vom ganzen Forst Marschallshagen bei Holtheim. Als Inhabern dieses fürstbischöflichen Lehens sowie des Marschallsamtes fiel den Herren von Spiegel damit auch die niedere Gerichtsbarkeit (Patrimonialgerichtsbarkeit) über Holtheim zu. Recht dunkel ist die weitere Geschichte der Gemeinde, vor allem auch ihr Schicksal im Dreißigjährigen Kriege.
Erst 1728 wird berichtet, daß die Holtheimer eine kleine Kapelle mit einer Schulstube einrichteten. Ob diese bereits eine Vorgängerin gehabt hat, ist leider nicht bekannt. Wiewohl zur Pfarrei Lichtenau gehörig, erfolgte die seelsorgliche Betreuung seit 1750 durch die Augustinerchorherren aus Dalheim. Im genannten Jahr hatten die Holtheimer Bürger den Prior des Klosters um sonntäglichen Gottesdienst gebeten. Gegen Zahlung einer einmaligen Summe wurde dies gewährt. Ferner mußte die Gemeinde noch das Futter für das Pferd aufbringen, welches den Pater von Dalheim zur Filiale und zurück brachte. Bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 hatte dieser Vertrag Gültigkeit, danach war in Holtheim nur sporadisch Gottesdienst bis zur Einrichtung einer Schulvikarie 1843.
Von den Greueln des Siebenjährigen Krieges blieb auch Holtheim nicht verschont: Oft hatte das Dorf Einquartierungen unterschiedlichster Truppenteile zu verkraften. Bei dem Gefechte zwischen Braunschweigern und Franzosen am Kleinen Herrgott bei Kleinenberg am 29.6.1761 kam auch ein 14jähriges Mädchen aus Holtheim ums Leben.
Auch der Beginn des 19. Jahrhunderts war eine Zeit voller Umstürze. Mit dem Einmarsch preußischer Truppen am 2. August 1802 endete die Selbständigkeit des alten Fürstbistums Paderborn. Eine tausendjährige Kultur wurde binnen kürzester Zeit durch die Preußen vernichtet. Holtheim kam zum neugeschaffenen Kreis Warburg.
Nach den Preußen kam die französische Besatzung, die über Jahre hinweg die Bürger der Gemeinde mit immer höheren Steuern und Materialabgaben auspresste. Zudem gab es in den Jahren 1807 bis 1810 mehrere große Mißernten. Damit nicht genug: Im Frühsommer 1810 stand ein Haus in Kirchnähe in Flammen. Ein französischer Soldat soll mündlicher Überlieferung zufolge unvorsichtig mit Pfeifenzunder hantiert haben, anderer Schilderung nach sollen Speckseiten über dem Herdfeuer eines Hauses die Ursache gewesen sein. Wie auch immer: In kurzer Zeit war das gesamte Dorf bis auf sechs Häuser vollständig eingeäschert. Erstaunlich rasch war der Wiederaufbau vollendet. Mit Unterstützung der Regierung war bereits 1812 die neue Kapelle in schlichtem Klassizismus fertigestellt. Mehrfach erweitert, sollte sie den Holtheimern für 154 Jahre als Gotteshaus dienen. Durch den Rußlandfeldzug Napoleons hatte Holtheim zwei Vermißte zu beklagen: Karl Joseph Greve und Franz Anton Humberg sahen die Heimat nicht wieder. In den Befreihungskriegen, an denen auch Holtheimer Söhne teilnahmen, vom französischen Joch befreit, konnte sich die Gemeinde endlich aufwärtsentwickeln. Die wiederkehrenden Preußen wurden nun weitaus freundlicher begrüßt. 1816 kam Holtheim zum neugeschaffenen Kreise Büren. Die Einrichtung der Glashütte im nahen Weiler Marschallshagen durch Friedrich Ludwig Tenge ab 1831 brachte dem Dorf eine wirtschaftliche Blüte. Durch Zuzug von Glasmachern aus Böhmen stieg die Einwohnerzahl rasch an: von 511 im Jahre 1831 auf 716 im Jahre 1843. Am 4.2. des gleichen Jahres wurde in Holtheim eine Schulvikarie eingerichtet. Somit war wenigstens ein ständiger Seelsorger am Ort, der zugleich erster Lehrer der hiesigen Volksschule war. Wegen der gestiegenen Bevölkerungszahlen mußte die Kirche 1863 um einen großen Chorraum erweitert werden. 1876 wurde ein Dachreiter aufgesetzt, so daß nunmehr Platz für die Aufnahme der Glocken war.
Im Krieg 1870/71 gegen Frankreich hatte die Gemeinde vier Gefallene zu beklagen. Die Entwicklung des Dorfes vollzog sich in den folgenden Friedensjahren recht gut: 1885 wurde ein eigener Gemeindefreidhof angelegt, bereits ein Jahr später begann man mit dem Bau einer neuen Volksschule. Nach der Separation (ab 1906) wurde 1908 das Dorf an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Von den alten Dorfbrunnen blieben bis heute der Niedernbrunnen und jener am Ehrenmal erhalten. 1910 errichtete der Kriegerverein eine eigene Festhalle. Mit dem Ersten Weltkrieg kam viel Leid in das Dorf. Die Glashütte im nahen Marschallshagen mußte kriegsbedingt 1917 den Betrieb einstellen, was einen enormen Verlust von Wirtschaftskraft für die Gemeinde bedeutete. Für die Gefallenen des ersten Weltkrieges wurde 1930 das Ehrenmal gegenüber der alten Kirche errichtet, welches 1956 nochmals um zwei Gedenktafeln erweitert werden mußte.
War Holtheim mit nur 11 Erbhöfen noch 1939 die größte Waldarbeitergemeinde des Kreises Büren, so hat sich dieses Bild nach dem letzten Kriege deutlich gewandelt. Heute sind etwa 80 Prozent der Erwerbstätigen Auspendler. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Durch zahlreiche Baumaßnahmen im öffentlichen wie im privaten Bereich hat sich das äußere Erscheinungsbild des Dorfes in den letzten 50 Jahren sehr gewandelt. Anstelle der alten Kriegerhalle baute man 1952/53 die neue Gemeindehalle, die nach ihrer Übernahme durch den Heimatschutzverein in den letzten Jahren mehrfach renoviert wurde. Die neue Volksschule, welche heute den Kindergarten der Gemeinde beherbergt, wurde 1956 erbaut. 1964 bis 1966 schließlich errichtete die Gemeinde unter großen Opfern auf dem Kornbühl ein neues Gotteshaus, da die alte Kirche leider nicht erweiterbar war und den Ansprüchen nicht mehr genügen konnte.
Der Abriß der alten Kirche 1966 bedeutet allerdings einen für das Dorfbild kaum wiedergutzumachenden Verlust.
Seine politische Selbständigkeit verlor unser Dorf mit der kommunalen Neugliederung 1975. Holtheim gehört seither zur Stadt Lichtenau und zum damals neugeschaffenen Großkreis Paderborn. Trotz aller dieser Veränderungen pflegt das Dorf ein sehr intensives Gemeinschaftsleben. Die verschiedenen Vereine prägen das dörfliche Leben ganz entscheidend und bereichern es mit ihren vielfältigen Veranstaltungen. Auch das von den Vorfahren überkommene Brauchtum wird noch in der Gemeinde gepflegt. Natürlich kann dieser Abriß nur fragmentarisch sein. Genauere Informationen gerade auch zur heutigen Situation in Holtheim bieten zahlreiche andere Punkte dieser Seite.